Aussendung Herbst 2022

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25. Oktober 2022

Liebe Mitglieder! Liebe Interessenten!

Dankbarkeit – eine wichtige Ressource in Krisenzeiten

Danke – das Wort geht uns im Alltag vermutlich oft über die Lippen, für Kleinigkeiten, für Alltägliches. Es gehört zum höflichen Umgangston.

Wenn jemand jedoch ganz bewusst sagt: „Ich bin dankbar“, dann kommt eine Lebenseinstellung, eine Haltung zum Ausdruck. Oft im Rückblick auf einen bestimmten Lebensabschnitt oder sogar auf das Leben als Ganzes. Wer dankbar ist, weiß, dass auch schwere Zeiten zum Leben gehören. Aber in der Gesamtschau überwiegt, was an Gutem empfangen wurde — Glück, Bewahrung, Segen.

Dankbarkeit gelingt jedoch nicht immer und jedem Menschen. Manchmal sind Trauer, Schmerz, Wut oder Angst größer. Gerade wenn wir mit stark herausfordernden Situationen konfrontiert sind.

In der Hospizarbeit erleben wir bei Begleitungen immer wieder eine große Dankbarkeit, gerade wenn wir einfach DA sind, zuhören, Anteil nehmen, Gespräche führen. Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Auch bei den Begleiteten erfahren wir – neben all den Belastungen und Herausforderungen –, dass Dankbarkeit spürbar ist. Sie sind dankbar für die Fülle an gelebtem Leben, die noch verbleibende Zeit. Für das Miteinander mit ihren Liebsten.

Was ist Dankbarkeit? – Ein positives Gefühl, eine Haltung zum Leben

Meist empfinden wir Dankbarkeit in einem bestimmten Moment als ein besonderes Gefühl, wenn uns z. B. jemand ein Kompliment macht oder uns in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützt. Eine dankbare Lebenseinstellung ist dagegen mehr als ein „Dankeschön“ für einen Gefallen, es ist eine Haltung und hilft uns, schwere Zeiten durchzustehen.

Dankbarkeit als Lebenshaltung meint, dass wir anerkennen, was an Gutem in unserem Leben jenseits unseres Einflusses liegt, z. B. das Gute, dass wir durch unsere Familie und unsere Freunde erfahren (haben). Auch Erlebnisse in der Natur sind immer wieder eine Quelle der Freude und der Dankbarkeit: der Sonnenstrahl am frühen Morgen, die Wolkenformationen am Abendhimmel oder das Zwitschern der Vögel. Oder: Wir benutzen Dinge, die wir selbst nicht geschaffen haben, und haben Zeit uns ausführlich mit Themen zu beschäftigen, weil wir uns um vieles andere nicht zu kümmern brauchen. Wer solche Zusammenhänge nicht sieht und alles für selbstverständlich nimmt, wird keinen Grund haben, dankbar zu sein.

Ein wichtiger Schritt zur Dankbarkeit besteht also in der Bewusstmachung, dass es Gutes in unserem Leben gibt und dass das Gute in unserem Leben nicht ausschließlich auf uns selbst zurückzuführen ist.

Wie können wir Dankbarkeit lernen?

Positiver Tagesrückblick

Der Positive Tagesrückblick ist auch unter den Bezeichnungen „Three Good Things“, „Count Your Blessings“ oder „Dankbarkeitstagebuch“ bekannt und gilt als eine der bekanntesten Interventionen der Positiven Psychologie.

Nehmen Sie sich am Abend Zeit, um mit einem positiven Blick auf den Tag zurückzuschauen. Stellen Sie sich die Frage „Was war heute schön?“ und notieren Sie die Erlebnisse, die Ihnen einfallen. Optimal wären drei Erlebnisse/Momente. Da es am Anfang schwierig sein kann, drei schöne Momente im Tagesrückblick zu finden, können Sie auch nur mit einem oder zwei Erlebnissen beginnen.

Danach stellen Sie sich zu jedem Erlebnis die Frage: „Was habe ich dazu beigetragen, dass ich diese Erfahrung als schön erleben konnte?“

Beispiel:

„Was war heute schön?“ – „Die Sonne hat geschienen und es war ein herrlicher Tag.“„Was habe ich dazu beigetragen, dass ich das als schön erleben konnte?“ – „Ich habe mir nach der Arbeit für einen kurzen Spaziergang Zeit genommen.“

Bemerkung: Es geht hier nicht darum, dass ich das Schöne bewirkt habe, denn die Sonne kann ich nun einmal nicht scheinen lassen. Oft besteht der eigene Beitrag darin, innezuhalten, sich Zeit zu nehmen und bewusst zu genießen.

Positiver Tagesausblick

Der Positive Tagesrückblick kann auch zu einem Positiven Tagesausblick abgewandelt werden. Dabei nimmt man sich morgens, eventuell noch vor dem Aufstehen, Zeit für zwei Fragen:

„Worauf freue ich mich heute?“

„Was kann ich dafür tun, dass das eintreten wird?“

Das Prinzip ist ähnlich wie beim Tagesrückblick: Die erste Frage fokussiert auf das Wahr­nehmen positiver Aspekte und die zweite auf die eigene Selbstwirksamkeit, also meinen persönlichen Beitrag zum Wohlbefinden.

Fazit

Dankbarkeit ist ein effektives Mittel gegen negative Gefühle wie Wut, Ärger, Neid und Sorge, denn manche unserer Gefühle haben die Eigenschaft, dass sie nicht miteinander vereinbar sind. So kann z. B. eine Person, die glücklich ist, nicht gleichzeitig wütend sein. Dankbarkeit tut uns gut, egal ob wir einem Menschen, einem höheren Wesen (Gott) oder dem Schicksal dankbar sind. Sie lässt uns Positives, Schönes und Hilfreiches erkennen und fördert unsere Widerstandsfähigkeit in Stresssituationen, unsere Resilienz.

Terminvorschau:

Ab 20. November 2022 bietet der Hospizverein Scheibbs eine Trauergruppe für Angehörige an – siehe Beilage

Vom 28. September bis 9. November findet in der Pfarrkirche der TrauerRaum statt – Einladung siehe Beilage

Zuletzt dürfen wir Sie noch höflich um Einzahlung Ihres Mitgliedsbeitrages für das Jahr 2022 ersuchen. Wir freuen uns über jede finanzielle Unterstützung und danken für Ihr Inter­esse am Hospizverein Scheibbs!

Mit herzlichen Grüßen

Mag.a Dr.in Helga Zellhofer eh.                                                  Regina Blümel, MSc eh.

Obfrau                                                                                      Koordinatorin